Heilpädagogisches Reiten im Odenwald

Für das Heilpädagogische Reiten lassen sich folgende Ziele formulieren:

  • die Wahrnehmung des eigenen Körpers
  • die Erfahrung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten
  • die Förderung von Klarheit und Kommunikation
  • die Lockerung einzelner Körperteile und die weitgehende Entspannung des gesamten Körpers
  • die Balance und das (auch innere) Gleichgewicht gewinnen
  • die Schulung des Reaktionsvermögens
  • den Kontakt und die Nähe zu einem anderen Lebewesen wahrnehmen und genießen zu können
  • die Möglichkeit zu Regression und Nacherleben
    (sich tragen lassen, geführt werden, Wärme und Geborgenheit spüren)
  • Aufbau von Vertrauen zu sich selbst und anderen
  • Erkennen und Bewältigen von Angst
  • Entwicklung von Verantwortungsgefühl, Selbstständigkeit und Selbstbewußtsein

Die Reitgruppen:

Mit maximal 4 Kindern pro Nachmittag sind die Gruppen bewußt klein gehalten, damit jeder Reiter und jedes Pferd genug Aufmerksamkeit von der Reitpädagogin erhalten. Mit einem Anfangssalter von 5 Jahren (Dienstagsgruppe) ist auch den jüngeren pferdebegeisterten Kindern die Möglichkeit gegeben, ihre Passion auszuleben. Eine Gruppe bleibt so lange bestehen, wie ihre Mitglieder Interesse daran haben und die Stundenpläne der Schule dies zulassen. Zu Beginn teilen sich die Kinder ein Pferd, unterstützen sich gegenseitig bei den anfallenden Tätigkeiten und wechseln sich beim Reiten ab. Die Fähigkeit, ein Pferd selbstständig auszurüsten, zu lenken und zu leiten ist der Wunsch der meisten Teilnehmer und stellt sich mit der Zeit bei fast allen Kindern ein. Die fortgeschrittenen Reiter dürfen in der Ausrittgruppe in Begleitung der Reitpädagogin in allen Gangarten reiten. Hier hat jeder Reiter ein Pferd zur Verfügung.

Der Ablauf:

Der Ablauf der Nachmittage ist immer gleich, damit die Kinder und Jugendlichen in eine gewisse Routine kommen. Es erleichtert auch das “Einlernen” der neu dazugekommenen Reiter. Die Kinder kommen regelmäßig alle 14 Tage oder jede Woche am selben Wochentag zu ihrem Reitnachmittag. Dieser beginnt um 15.30 Uhr und endet um 17.30 Uhr bei den jüngeren , bzw. um 18 Uhr bei den älteren Teilnehmern. Ein wichtiger Punkt im Umgang mit den Pferden sind die Goldenen Regeln. Jedes Kind kann "sein" Pferd über einen längeren Zeitraum versorgen und reiten, damit eine wirkliche Partnerschaft zustande kommt.


Nach der Begrüßung werden die Pferde gemeinsam aus dem Auslauf oder von der Weide geholt, geputzt und für das Reiten gerichtet. Jedes Pferd hat sein eigenes Putz- und Sattelzeug, das namentlich und auch farblich gekennzeichnet ist. Wenn alle Pferde und Reiter fertig ausgerüstet sind, beginnt das eigentliche Reiten in Form von Spaziergängen und Ausritten in die Umgebung. Hier werden die Wünsche und Fähigkeiten der Reiter sowie die Gegebenheiten des Tages berücksichtigt. Wir sind das ganze Jahr über bei jedem Wetter unterwegs. Meist begleiten uns die Hunde und es gibt für jedes Kind ein Tier zu führen oder zu reiten.

Manchmal dürfen wir nachmittags den Reitplatz des Nachbarhofes mit nutzen. Dann machen wir Sitzübungen und Laufspiele an der Longe. Die Kinder können ausprobieren, wie sich die verschiedenen Gangarten anfühlen. Sie können versuchen, auf dem Pferd zu knien oder rückwärts zu sitzen oder sich auch mal auf dem Pferdepopo ausruhen. Ein eigener Platz oder gar eine Halle zum wetterunabhängigen Arbeiten fehlt uns - so dass dieser Aspekt des heilpädagogischen Reitens leider etwas kurz kommt.

Die Kinder und Jugendlichen bringen die Pferde nach dem Reiten zurück zum Stall und erledigen das Absatteln, Aufräumen der Ausrüstung und Füttern weitgehend selbst. Im Sommer werden die Pferde am Abend wieder zurück auf die Weide gebracht. Im Winter wird noch gemeinsam der Stalldienst erledigt: das Abäppeln des Offenstalls und das Füllen der Heuraufen.


Ist das "normaler" Reitunterricht?

Nicht das Reitenlernen im sportlichen Sinne steht bei den Reitnachmittagen im Vordergrund; vielmehr soll das Pferd mit allen Körpersinnen erlebt und erfahren werden. Das Pferd ist nicht Sportgerät, das nur zum Tragen der Reiter da ist. Es wird als Lebewesen erfahren, das viel Pflege und Umsorgung braucht. Oftmals werden dazu ein hoher körperlicher Einsatz und Kraft gefordert. Der Wunsch nach einem eigenen Pferd wird hier häufig auf ein realistisches Maß reduziert. Der Umgang mit dem Pferd und das Reiten basieren auf gegenseitiger Achtung, Wertschätzung, klarer Kommunikation, Harmonie und Entspannung. Die Kinder erleben Tiergeburten, das Aufwachsen und Einarbeiten der Jungtiere, aber auch das Sterben der alten oder kranken Tiere. Sie finden Raum und Zeit, diese Erlebnisse zu verstehen und zu verarbeiten. Sie erlernen artgerechte Tierhaltung, den Umgang mit dem Pferd und entwickeln quasi nebenbei Verlässlichkeit, Verantwortungsgefühl, Ordnungssinn, Rücksichtnahme, Pünktlichkeit und Geduld.

Bei den Reitnachmittagen ergibt sich für die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, in ihrem individuellen Tempo, den Umgang mit und auf dem Pferd zu erlernen. Eine größtmögliche Selbstständigkeit wird hierbei angestrebt. Nach einer Zeit des “Geführt werdens”, nehmen die Kinder die Zügel selbst in die Hand und reiten ihren eigenen Weg. Das Pferd ist hierbei Partner und Lehrer. Die Kinder lernen sich einzufühlen, anzupassen aber auch ihre Wünsche klar zu äußern und sich durchzusetzen. Die Reaktion des Pferdes erübrigt meist eine pädagogische Intervention. Der Reitpädagoge ist hauptsächlich Übersetzer und Berater.

Das Reiten hilft den Kindern und Jugendlichen eine gesunde Aufrichtung und eine positive Körperspannung aufzubauen. Die Erlebnisse bei den Reitnachmittagen können dazu beitragen, dass die Kinder und Jugendlichen ein Selbstwertgefühl ohne Arroganz und ein Durchsetzungsvermögen ohne Egoismus entwickeln.



Kosten für die Reitnachmittage

Nach einer kostenlosen Schnupperstunde, können die Kinder verbindlich für die Reitnachmittage angemeldet werden. Hier können Sie Angebot und Preise anschauen und ausdrucken. Bitte geben Sie Ihrem Kind die Anmeldung ausgefüllt beim nächsten Reitnachmittag mit. Bei 14 tägigem Rythmus kommen die Kinder entweder in der geraden oder ungeraden Kalenderwoche zum Reiten - diese zu beachten und einzuhalten ist Aufgabe der Eltern! Die Haltung, Ausrüstung, qualifizierte Ausbildung und Versicherung von Pferden ist teuer und macht keine Ferien - daher werden die Reitbeiträge monatlich erhoben und das ganze Jahr hindurch bezahlt. Die reitfreien Tage sind der Anmeldung zu entnehmen. Eine Kündigung ist von beiden Seiten jederzeit zum Ende des laufenden Monats möglich, der Monatsbeitrag kann jedoch nicht zurückerstattet werden.


* ... und manchmal werden Mädchen-Träume wahr *

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