Therapeutisches Reiten


Der Einsatz des Pferdes im Dienste behinderter und bedürftiger Menschen hat in Deutschland eine lange Tradition. Das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. (DKThR) ist der Dachverband aller Organisationen. Es koordiniert auch die Aus-, Fort- und Weiterbildung der in diesem Bereich beschäftigten Personen.

Die therapeutische Arbeit mit dem Pferd gliedert sich in 3 Bereiche:

1. Der medizinische Bereich - Hippotherapie

Reiten als krankengymnastische bewegungstherapeutische Maßnahme, die von speziell ausgebildeten Krankengymnasten durchgeführt wird. Bei bestimmten Erkrankungen und Schädigungen vornehmlich des zentralen, jedoch auch des peripheren Nervensystems, sowie des Stütz- und Bewegungsapparates wirkt sie besonders erfolgreich.

2. Der hippologische Bereich - Reiten als Sport für Behinderte

Reiten im Sinne von Rehabilitation und Freizeitgestaltung bis hin zur Wettkampf- und Turnierteilnahme (z.B. Paraolympics).


3. Der psychologische / pädagogische Bereich - Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (HPR)

richtet sich an eine große Bandbreite von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit den unterschiedlichsten Problemen und Krankheitsbildern. Das Spektrum der Indikationen reicht, angefangen bei Konzentrationsschwächen bis hin zu schweren psychischen Beeinträchtigungen, wie Depressionen, Essstörungen und Suchtproblematiken.
Hier in Lampenhain wird Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd für Kinder und Jugendliche in Form von Reitnachmittagen durchgeführt. Dazu kommen diese regelmäßig von Montag bis Freitag für 2 - 2,5 Stunden auf den Hof und beschäftigen sich unter Anleitung der Reitpädagogin mit den Pferden und den anderen Hoftieren. Für Erwachsene und Einzeltherapiestunden stehen die Vormittage zur Verfügung. Hier besteht die Möglichkeit Entspannung und Körperwahrnehmung auf dem Pferderücken zu erleben oder geführte Ausritte in die wunderbare Umgebung zu machen.

Die Förderung mit dem Pferd ist sinnvoll bei:

  • motorischen Störungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • leichten geistigen Behinderungen
  • Problemen mit der Kommunikation
  • Sozial- und Verhaltensauffälligkeiten
  • besonders ängstlichen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
  • all den "Pferde-Virus-Erkrankten", denen Reiten allein einfach nicht genug ist
  • Über das Angebot des Heilpädagogischen Reitens und Voltigierens wird eine positive Beeinflussung der Entwicklung, des Befindens, sowie des Erlebens und Verhaltens von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Hilfe des Pferdes angestrebt.


    Menschen haben aus einem grundlegenden Bedürfnis heraus eine natürliche Zuneigung zu Tieren. Sie suchen den Kontakt mit dem Tier, wollen es lieben und geliebt werden. Tiere - insbesondere Haustiere - schaffen ein ungezwungenes und lebensfrohes Klima, von dem sich gerade psychisch erkrankte Menschen ansprechen lassen. Sie finden zu ihnen oft leichter Zugang als zum Menschen. Durch den Umgang mit dem Tier kann die Persönlichkeitsbildung und die Körperwahrnehmung gefördert, sowie die Kontaktaufnahme zu den Mitmenschen und zur Umgebung erleichtert werden. Der Umgang mit dem lebendigen Wesen, insbesondere dem Pferd, kann so in vielfältiger Weise eine ganzheitliche und individuelle Förderung im Sinne von Frühförderung, Rehabilitation und sozialer Integration darstellen.

    Pferde sind oft die besseren "Therapeuten", da sie keine Vorurteile haben und ihnen Wertungen fremd sind. Sie verhalten sich aufgrund von Erfahrungen, die sie gemacht haben, in ihrer jeweils spezifischen Art und Weise. Ihre Reaktionen können die Kinder und Jugendliche besser annehmen, als die Anweisungen von Erwachsenen. Ein verhaltensauffälliges Kind kann so die Reaktion des Pferdes direkt mit seinem eigenen Verhalten in Zusammenhang bringen und erlebt, daß sich bei einer Änderung seines Verhaltens auch das des Pferdes ändert. Jegliche Wertung seitens anderer Personen und auch die oft abgelehnte menschliche Sprache entfallen, was z.B. gerade bei autistischen, mißhandelten und hospitalisierten Kindern völlig neue Lernprozesse in Gang setzt.


    Das Ingangsetzen positiver Sozialisationsprozesse kann erfolgen durch:

    • beobachten des Pferdes, sich annähern, kennenlernen
    • pflegen des Pferdes, streicheln und schmusen
    • spazieren gehen, führen und geführt werden
    • sich verständlich machen, absprechen, sich durchsetzen
    • sich gegenseitig helfen, miteinander reden

    Pferde und Ponys sind für diese heilpädagogischen Prozesse sehr geeignet; ihr hoher Aufforderungscharakter veranlaßt die Kinder und Jugendlichen, sich auch nach wiederholten Frustrationserlebnissen immer wieder auf sie einzulassen oder sich für sie zu interessieren. Pferde und Ponys sind in ihrem Verhalten weitgehend konstant und können unter Anleitung der Reitpädagogin gut in Erziehungsvorgänge einbezogen werden. Sie haben ein feines Gespür für Stimmungen und Verspannungen ihrer Reiter und können durch ihre Reaktionen diese dem Pädagogen anzeigen.

    Seitenanfang

    Startseite